„Apropos: Ethel Rosenberg & Mata Hari“ – Bettina Mittendorfer

Bettina Mittendorfer und ihre einzigartigen Lesungen haben das literarisch interessierte Publikum im Magazin 4 bereits viermal in ihren Bann gezogen. Die Schauspielerin begeisterte zuletzt mit „Alles ist Leben – Milena Jesenská“, zuvor hatte sie mit den zu Herzen gehenden Betrachtungen über Lena Christ und Thomas Bernhard sowie Ludwig Thomas „Anderen Heiligen Nacht“ drei berühmten Autoren beindruckende Reminiszenzen gewidmet.

Bekannt dafür, sich mit Themen zu beschäftigen, die alles andere als leicht verdaulich und weit entfernt von seichter Abendunterhaltung sind, hat sich Bettina Mittendorfer nun zweier Frauen angenommen, die als „Künstlerinnen“ zum Spielball politischer Machtinteressen wurden: Ethel Rosenberg und Mata Hari.

Ethel Rosenberg, geborene Greenglass, kam im September 1915 in New York zur Welt. In Armut aufgewachsen in einem jüdischen Viertel Manhattans, träumte sie davon, eine berühmte Sängerin zu werden. Doch nicht als Opernstar wurde sie letztlich bekannt, sondern als unbeugsame Kommunistin, die in der Zeit des Kalten Krieges gemeinsam mit ihrem Ehemann Julius 1953 wegen Spionage auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde. Ihr wurde vorgeworfen, Geheimnisse über den Bau der amerikanischen Atombombe an die Sowjetunion verraten und damit angeblich sogar den Koreakrieg verursacht zu haben. Viele Jahre später wurde Ethel weitestgehend rehabilitiert. Doch das juristische Verfahren gegen sie lässt die amerikanische Justiz in der McCarthy-Ära und ihre hysterische Hexenjagd auf Kommunisten bis heute in einem äußerst zweifelhaften Licht erscheinen.

1876 wurde im holländischen Leeuwarden Margaretha Geertruida Zelle geboren, deren Leben bereits als Kind recht turbulent verlief. Nach einer glücklosen Ehe mit einem Offizier legte sie sich eine neue Identität zu und aus Margaretha wurde 1905 Mata Hari. Mit der dazu passenden Biografie einer indischen „Bajadere“ ausgestattet, schockierte und faszinierte sie mit ihren (Nackt)-Auftritten die feine Gesellschaft von Paris, Monte Carlo und Berlin. Nur wenige Jahre später ließ die Begeisterung für ihren exotischen Tanz nach, und ihr Kampf ums finanzielle Überleben begann. Sich ihrer Wirkung auf die Männerwelt bewusst, verdingte sich Mata Hari im Ersten Weltkrieg als Doppelagentin für Deutschland und Frankreich. Sie wurde zur Marionette konkurrierender Geheimdienste und starb am 15. Oktober 1917 durch ein französisches Erschießungskommando. Obwohl ihre nachrichtendienstlichen „Erfolge“ umstritten sind, umweht Mata Hari bis heute der Mythos der „schönsten Meisterspionin aller Zeiten“.

Seit „Eine ganz heiße Nummer“ ist Bettina Mittendorfer auch einem breiten Publikum ein Begriff. Die Hauptrolle in der ebenso witzigen wie hintergründigen Kinokomödie war der verdiente Lohn für das unglaublich kreative künstlerische Schaffen der gebürtigen Niederbayerin, die mit ihren Kindern im Chiemgau lebt. 2011 wurde sie mit dem Bayerischen Filmpreis als beste Darstellerin ausgezeichnet.

Basis für ihr aktuelles Programm bilden Texte aus den Büchern von Stefana Sabin und Christine Lüders. Daneben wird Bettina Mittendorfer auch verschiedene Lieder aus der Feder von Bertolt Brecht, der ebenfalls vor dem „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ aussagen musste, vortragen. Gerlinde Feicht von den „Passauer Saudiandln“ begleitet sie dazu am Akkordeon.